Unterwegs zur Erdnussernte in Georgia | Amerika
[Anzeige] Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich in diesem Jahr noch einmal nach Amerika reisen würde. Gerade kam ich aus Kanada zurück, als in meinem Postfach eine Einladung des American Peanut Councils für eine „Peanut-Tour“ nach Georigia/Amerika landete. Neben der Erdnussernte, die begleitet werden sollte, wartete auch ein Treffen mit Ex-Präsident Jimmy Carter auf mich. Ihr könnt euch vorstellen, wir sehr ich aus dem Häuschen war und es zunächst gar nicht glauben konnte, was mich auf der Reise Tolles erwarten würde. Ernte auf dem Erdnussfeld, Besuch einer Erdnussbutterfabrik, Handelspunkte rund um die Erdnuss und natürlich authentisches amerikanisches Essen. Mitte September ging es los – meine erste Reise in die Vereinigten Staaten. Natürlich war ich zudem nicht alleine unterwegs, sondern durfte mit ein paar deutschen und internationalen Bloggern auf Erdnuss-Erkundungstour gehen. Was ich dabei alles entdeckt habe, erfahrt ihr im heutigen Post.
Plains – Heimatstadt des US-Präsidenten Jimmy Carter
Als ich in meiner Einladung las, dass ich auf meiner Reise auf den ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter treffen werde, habe ich mich natürlich riesig gefreut. Gleichzeig kam jedoch auch die Frage auf, was Jimmy Carter mit Erdnüssen zu tun hat. Also setzte mich schnell an den Computer und schmiss die Suchmaschine an. Jimmy Carter stammt aus einer Erdnussfarmer Familie in Georgia. Bereits zu Beginn der 1920er Jahre begann sein Vater mit dem Erdnussanbau. Nach dessen Tod verließ Jimmy Carter die US-Marine und kümmerte sich um das Familienunternehmen, bis zu seiner Präsidentschaft. In seiner Heimatstadt Plains ist die Erdnuss noch immer allgegenwärtig. Die kleine Stadt mit rund 700 Einwohner bietet nicht nur einige Schauplätze rund um ihren berühmten Einwohner, sondern unterstützt noch immer zwei Erdnussbetriebe und feiert am 4. September Wochenende das Erdnuss-Erntedankfest.
Bei unserer Ankunft in Plains wurden wir überaus herzlich von Jimmy Carter empfangen und alle waren wirklich beeindruckt, wie fit der Ex-Präsident im Alter von 95 Jahren ist. Nach einem gemeinsamen Frühstück hielt er eine kleine Ansprache rund um die Erdnuss und ihr könnt euch vorstellen, wie gespannt alle an seinen Lippen hingen. „Jeder, der diesen Ort besucht und die Erdnuss, sowie die Erdnussbutter bekannter macht, ist mein Freund“, sagte er zum Ende seiner sympathischen Rede. Noch heute lebt er zeitweise in Plains, repräsentiert das American Peanut Council und predigt in der hiesigen Kirche. Nach dem Treffen fuhren wir ein wenig durch Plains und bekamen von seiner Nichte spannende Geschichten über den Ort und die Familie Carter erzählt.
Im Auftrag der Wissenschaft: Erdnüsse unter der Lupe
Wer hätte gedacht, dass er rund um die Erdnusspflanzen ein ganzes Wissenschaftslabor gibt. Am zweiten Tag besuchten wir das „National Peanut Research Laboratory“ in Dawson. An mehreren Stationen wurden uns kurze wissenschaftliche Vorträge zur Erdnussforschung vorgetragen. Zum einen ging es dabei um die Erdnusspflanze selbst – hinsichtlich Wasserverbrauch, verschiedene Pflanzenarten, Schädlingsbekämpfung – zum anderen um die Lagerung und Qualitätskontrolle. In einem kleinen Außenbereich konnten wir die bunten Fähnchen markieren Anbaubereiche bestraunen und bekamen einen Einblick in Simulationsprozesse zur Weiterverarbeitung der Nüsse. Auch Laborarbeit für Schädlings- und Krankheitsbekämpfung war im Research Lab vertreten. Interessant bei diesem Besuch war für mich: Eine Erdnusspflanze braucht zur „Herstellung“ von 28g Nüssen nur 18 Liter Wasser. Für 28g Mandeln werden 304 Liter Wasser benötigt.
Meine Lieblingsstation: Ab auf’s Erdnussfeld
Chase Farms in Oglethorpe war für mich eigentlich das Highlight der Reise, denn am letzten Tag konnten wir endlich live dabei sein, wie die frischen Erdnüsse geerntet wurden. Wie kleine Kinder standen alle um den Traktor herum und staunten nicht schlecht, als es endlich losging. Der Traktor startete, hebt die Erdnüsse aus dem Boden, dreht sie herum und legt sie wieder ab. So liegen die Erdnüsse direkt in der Sonne und können 2-3 Tage auf dem Feld trocknen. Ich habe mich so gefreut, endlich mal eine frische Erdnuss in der Hand zu halten und habe natürlich gleich probiert: Schmeckt ungeröstet eher wir ein Erbse.
Hingegen anderer Nüsse, wächst die Erdnuss nicht an Bäumen, sondern unter der Erde. Das liegt daran, dass die Erdnuss gar keine Nuss, sondern eine Hülsenfrucht ist. Der Name „peanut“ lässt eigentlich darauf schließen: „pea“ = Erbse, „nut“= Nuss. Die Erdnusspflanze hat kleine ovale Blätter und wird etwa 50cm hoch. Man könnte nun, denken, dass die Erdnuss wie eine Kartoffel aus den Wurzeln der Pflanze entsteht aber auch das ist falsch. Nachdem die Erdnusspflanze geblüht und ihr Blütenblätter verloren hat, gräbt sich der befruchtete Stängel in die Erde und die Erdnüsse beginnen am Stängel zu wachsen. Deshalb liegen die Erdnüsse auch recht dicht unter der Oberfläche.
Vom Pflanzen bis zur Ernte dauert es etwa vier bis fünf Monate. Haupterntezeit ist im Oktober und November. Eine Erdnusspflanze kann dabei mehr als 40 Erdnüsse produzieren. Fast die Hälfte der Erdnussernte wird dabei im Bundesstaat Georgia angebaut. Wie weiß man nun, ob die Erdnüsse reif zur Ernte sind? Dafür werden ein paar Erdnüsse geerntet und mit einem Hochdruckreiniger abgebrauchst, bis sich die äußere Schäle ein wenig gelöst hat. Was man nun sieht, ist die darunter liegende Schicht der Schale, deren Farbton sich deutlich von der hellen Hülle unterscheidet. Auf einer Tabelle werden die Nüsse nach ihrem Reifegraf sortiert – erkennbar an dieser dunklen Färbung der Schale. Je mehr Nüsse eine recht dunkelbraune Färbung haben, umso näher rückt der Erntetermin.
Frisch geerntet haben die Erdnüsse nun eine Feuchtigkeit von 25-50% und bleiben 2-3 Tage auf dem Feld, damit sie in der Sonne trocken. Danach werden sich von der Pflanze abgeschnitten und auf große Hänger geladen.
Was passiert mit der Erdnuss nach der Ernte?
Der nächste Stopf für die Erdnuss ist sogenannte „Buying Point“. Hier wird zunächst die Qualität der Erdnuss überprüft. Das ist zum einen Größe der Erdnuss aber auch der Anteil von Verunreinigung – Steinchen, Pflanzenstängel etc. Im nächsten Schritt müssen die Erdnüsse weiter getrocknet werden, damit sich kein Schimmel bildet. Dafür wird an die Hänger, auf denen die Erdnüsse verladen wurden, einfach eine Gebläse angeschlossen, das warme Luft in den Wagen bläst. Dadurch wird die Feuchtigkeit der Nüsse auf 10% reduziert. Das ist auch bzgl. Des hohen Fettanteils in der dünnen Schale im inneren der Nuss wichtig. Das Fett könnte bei zu hoher Feuchtigkeit schnell ranzig werden.
Über ein spezielles Förderband, das mit Hilfe von Rüttelplatten und Gebläse die Nüsse von weiteren Unreinheiten befreit, werden die Nüsse in großen Hallen gelagert. Hier bleiben sie zum Teil bis zu einem Jahr liegen, bevor sie weiter verarbeitet werden – gleich darauf beginnt wieder eine neue Erdnussernte.
Wusstest du, dass die Erdnuss eigentlich eine Erbse ist?
Für die Weiterverarbeitung von Erdnüssen zur Produktion von Öl oder Erdnussbutter müssen die Erdnüsse geschält werden. Auch hier gibt es spezielle „Peanut Shelling Points“, die mit Hilfe von großen Maschinen die Nüsse von ihrer Schale befreien. Das passiert über Reibung, jedoch durften wir hier leider keine Fotos machen. Nach dem Schälen, werden die Nüsse nach Größe sortiert und für die Weiterverarbeitung abgefüllt. Die äußere, helle Schale wird als Streugut für Tiere verwendet. Das Erdnussöl wird aus der dünnen Schale gewonnen, die im inneren der Erdnuss ist.
Was wäre eine Amerikareise ohne Erdnussbutter?! Deshalb haben wir natürlich auch eine Erdnussbutterfabrik besucht. Hier konnten wir sehen, wie die Erdnüsse geröstet, gemahlen und dann zusammen mit Öl und Zucker zu einer „creamy“ oder „crunchy“ Erdnussbutter werden. Interessant war für mich die Tatsache, dass das kleine Herz der Erdnuss in der Produktion entfernt wird, weil es die Erdnussbutter bitter machen kann. Auch die braune, dünne Schale wird entfernt. Beides ist kein Abfall, sondern wird für Tierfutter verwendet. Neben der etwas süßlichen Erdnussbutter gibt es hier auch Honig-Erdnussbutter und naturbelassene Erdnussbutter, die weder mit Öl, noch mit Zucker zubereitet wird. Für mich übrigens eine tolle Erdnussbutter zum Kochen! Wir duften uns in der Fabrik durch sämtliche Sorten probieren und die noch warme Erdnussbutter direkt nach dem Abfüllen naschen – einfach köstlich!
Some peanuts a day keep the doctor away
Alles in allem war die Reise zur Erdnussernte wirklich großartig. Alles war super organisiert, ich habe viele nette Menschen kennengelernt und habe mich ein bisschen mehr in die kleine Erdnuss verliebt. Ein kleines Highlight war auch das amerikanische „Low Country Boil“ am letzten Abend – ein typisches Event in Georgia und South Carolina. In großen Töpfen werden im Freien Shrimps in einer Brühe gekocht, die dann mit Würstchen, Kartoffeln und Mais serviert werden. Als Nachtisch gab es natürlich Peanut Butter Ice Cream.
Zu Hause angekommen, wollte ich unbedingt noch ein leckeres Erdnussrezept ausprobieren. Aus der Erdnussbutterfabrik hatte ich meinen Koffer mit reichlich Erdnussbutter bestückt und wollte gerne etwas Süßes damit zubereiten. Meine Erdnuss Blondies mit Peanut Butter-Topping findet ihr bald in meinem zweiten Post zur Tour. Zitat meiner Familie: „Der beste Kuchen, den wir seit langem hatten“. Wenn das nicht ein wunderbares Kompliment ist! Klickt mal rüber, denn ich erzähle hier auch noch etwas zu den Nährwerten der Erdnuss.
Zum Schluss möchte ich mich natürlich noch beim American Peanut Council für diese wunderschöne Reise bedanken. Vielen Dank auch an Marina | Moinmojes, die uns wunderbar im Vorfeld und während der Reise betreut hat.
Mit dabei waren auch: Michaela | herzelieb, Steffi | Kochtrotz, Gabi | USA kulinarisch, Tina | FOOD&co, Oliver | Living BBQ, Florian | elitpix, Sanne | Living the green life, Azmina | azminanutrition, Vicotia | bestrecipesUK , Elisabeth | Elizabeth’skitchen diary, Emily | a mummy too
Einige der Bilder stammen auch von elitepix, kochtrotz und USA kulinarisch. [Anzeige] Zu dieser Reise wurde ich eingeladen vom American Peanut Council.
Hier findest du noch mehr Artikel aus meiner bunten Küche…
Patricia Pötzsch
30. Oktober 2019at7:04Wow das hört sich nach einer unglaublich tollen Erfahrung an. Ich liebe Erdnüsse und es ist schön zu lesen, wie sie angebaut, geerntet und verkauft wird. Wie genial es auf dem Feld sein muss 🙂 bin ich schon bisschen neidisch. 😉
Steffi KochTrotz
30. Oktober 2019at7:30Liebe Ina,
das hast du wunderbar geschrieben. Ich habe unsere Reise gerade noch einmal beim Lesen erlebt. Es war so klasse.
Deine Beschreibung über den Wachstums- und Verarbeitungsprozess der Erdnuss ist super und so detailliert.
Herzliche Grüße aus Berlin
Steffi
Gabi
30. Oktober 2019at8:28Toller Artikel – hach, da wird das alles wieder lebendig! Genau wie du fand ich es echt verblüffend, wie viel Wissenschaft hinter dem Anbau von Erdnüssen steckt…
Pingback:Der Reisebericht zu meiner Erdnuss-Reise nach Georgia - KochTrotz | Foodblog | Genuss trotz Einschränkungen
30. Oktober 2019at11:01Marina Moje
30. Oktober 2019at19:01Danke, liebe Ina! Toller Artikel! Wenn man das alles so liest und die Fotos dazu sieht, könnte ich sofort wieder mit Euch dorthin fahren! 🙂 . Ich teile den Artikel gern auf moinmoje.blogspot.com!
Patrick Archer
30. Oktober 2019at20:43Dear Ina,
What a fantastic article with great photos. I really enjoyed reading it (after Google translated it for me! ha!)
Danke!!
Patrick
Jesse-Gabriel
30. Oktober 2019at21:56Was für ein tolles Abenteuer, danke fürs teilen!
Liebe Grüße,
Jesse-Gabriel
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